Wolle ist warm, weich und äusserst angenehm im Tragen. Dies liegt an den hygroskopischen Eigenschaften des Materials, dass viel Feuchtigkeit speichern kann und somit wärmeausgleichend wirkt.
Bis zu einem Feuchtigkeitsgehalt von ca. 35 % fühlt sich Wolle trocken an. In der schuppenartigen Struktur der Faser sowie zwischen den stark gekräuselten Fasern wird dieses Wassermolekül in feinsten Partikeln gespeichert. Handstrickwolle nimmt in Zentraleuropa bei normalen Klimaverhältnissen eine relative Feuchtigkeit von ca. 14 % an, in geheizten Räumen sinkt diese Feuchtigkeit auf 8-10 %, im Nebel erhöht sich der Wert auf über 20 %.
Die WollIindustrie stammt ursprünglich aus England und im maritimen Klima ergibt sich für Wolle eine relative Feuchtigkeit von ca. 18,25 %. Dieser Wert ist für den internationalen Handel die Norm. Dies bedeutet, dass ein Wollknäuel bei 18,25 % Feuchtigkeit 50 g schwer sein muss. In der Praxis aber verliert der Knäuel bei uns etwas Feuchtigkeit, bei ca. 14 % wiegt dieser Knäuel nur noch ungefähr 47-48 g.
In der Produktion werden die Knäuel nicht nach dem Gewicht, sondern nach der Lauflänge gewickelt. Diese Lauflänge wird nach dem Sollgewicht (50 g bei 18,25 % relativer Feuchtigkeit) errechnet. Damit erhält der Konsument, unabhängig von der Feuchtigkeit, die richtige Lauflänge.
Bei der Strickarbeit ist die Länge des Garnes ausschlaggebend und nicht das effektive momentane Gewicht. Somit sind in der Praxis die gesetzlichen Vorgaben erfüllt und Feuchtigkeitsdifferenzen können nicht zu Minderwerten werden.
Die betrieblichen Qualitätskontrollen überwachen diese Werte sehr streng. Im Normalfall werden Einheitspackungen von 0,5 kg oder 1 kg überprüft. Kleine Abweichungen zwischen einzelnen Knäueln werden aus fabrikationstechnischen Gründen toleriert.
Eine weitere Besonderheit der Branche ist, dass beim Färben die dunkleren Garne etwas schwerer werden, die helleren etwas leichter. Bei vorgegebenem Gewicht und richtiger Feuchtigkeit wird das dunkle Gespinst eine minim kürzere, das hellere Garn eine etwas längere Lauflänge aufweisen. In der Praxis darf dies aber vernachlässigt werden.
Zusammengefasst gilt: Die Wollknäuel sind in unseren beheizten Wohnräumen (speziell im Winter) stets etwas „ausgetrocknet“ und damit etwas zu leicht. Die Lauflänge entspricht aber beim normierten Feuchtigkeitsgehalt dem gesetzlich festgelegten Sollgewicht. In der Waschküche oder im Freien wird der Knäuel sich, ohne sich feucht anzufühlen, rasch auf das Normgewicht erholen. Wolle, als Haar des Tieres, ist ein natürlicher wunderbarer Rohstoff. Geniessen wir die angenehmen Trageigenschaften und freuen wir uns an den täglichen Überraschungen!
PS. Jede Faser hat andere Feuchtigkeitsnormen. Baumwolle z.B. 8.5 %, Kunstfaser ca. 2 %, etc.