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Von der Flachspflanze zum Leinengarn

23.04.2024

Flachs gehört zu den ältesten Nutzpflanzen der Menschheit. Aus den filigranen Pflanzen mit den blauen Blüten können Leinenfasern mit wundervollen Eigenschaften gewonnen werden. Garne aus Leinenfasern sind ein Traummaterial im heissen Sommer, weil sie verarbeitet, langlebige und atmungsaktiv Textilien ergeben. Häkel- und Strickprojekten sind mit Leinengarnen keine Grenzen gesetzt. So kann das Material sowohl zu robusten Taschen, stabilen Sonnenhüten und formbeständigen Körben verarbeitet werden, als auch zu weichen Shirts und fliessenden Kleidern. Zudem gehören Leinenfasern, wie Jute- und Hanffasern, zu den Bastfasern, auf deren Oberflächen Staub und Gerüche nur sehr schlecht haften. Dies macht Leinen auch für Allergiker attraktiv.

 

    

 

Doch wie wird aus der Flachspflanze ein Leinengarn mit dem gestrickt und gehäkelt wird?

 

Die Bastfaser Leine befindet sich im Stängel der Flachs Pflanze Linum usitatissimum. Die Kulturpflanze gehört zu der Familie der Leingewächse und gedeiht am besten in kühlen und gemässigten Klimazonen, wie zum Beispiel in Nordfrankreich und Belgien. Die Gewinnung und Verarbeitung der Bastfasern geschieht, wenn die Flachspflanzen einjährig und ca. 1 Meter hoch sind. Der Flachs wird 30 Tage nach der Blütezeit geerntet. Dazu wird er mit den Wurzeln aus dem Boden gezogen (Raufen). Anschliessend werden die Samenkapseln von den Stängelköpfen entfernt (Riffeln).

Um die Fasern aus dem Stängel zu lösen, muss als Erstes der Pflanzenleim Pektin aufgelöst werden. Dies wird mit dem biologischen Röstverfahren erreicht, bei dem die Pflanzen 3 bis 6 Wochen auf dem Feld liegen bleiben. Es sind Mikroorganismen, welche in dieser Zeit die chemischen Zersetzungsprozesse im Flachs auslösen und die Fasern für die Ernte freigeben. Als nächstes werden die verholzten Stängelanteile entfernt. Dazu wird der Flachs gebrochen oder geknickt. Im Schwingverfahren werden die langen von den kurzen Bastfasern getrennt und nach dem Schwingen sortiert und gereinigt. Abschliessend werden die langen Flachsfasern durch eine Streckpassage homogenisiert, parallelisiert und zum Vorgarn versponnen.

 

    

 

Die Gewinnung und Verarbeitung der Leinenfaser wurden durch den Import von Baumwolle in Europa verdrängt. Seit dem gestiegenen Umweltbewusstsein in den 1980er Jahren wird die Leinenfaser wieder vermehrt zu Textilien verarbeitet. Erfreulicherweise benötigt der Anbau von Flachs keinen Dünger und die Verarbeitung der Leinenfaser ist umweltfreundlicher, als diejenige der Baumwolle. Dies liegt am biologischen Röstverfahren, das zur Entfernung des Pektins keine Chemikalien benötigt.

Werden die Eigenschaften von Leinen mit Baumwolle verglichen, stellt sich heraus, dass Leinenfasern nur wenig gröber sind als Baumwollfasern. Die Struktur der Leinenfaser ist jedoch gänzlich verschieden von der, der Baumwolle. Die Leinenfaser befindet sich zu Bastfaserbündeln zusammengefasst im Flachsstängel. Die Bastfaserbündel bestehen wiederum aus einzelnen Faserbündel (technische Faser), die ebenfalls wieder aus einzelnen Fasern, den Elementarfasern, zusammengesetzt sind. Die technische Faser ist 20 bis 80 cm lang, während die Elementarfaser nur 2 bis 4 cm lang ist.

 

  

 

Das Alter der Pflanze sowie das Röstverfahren, entscheiden über die Feinheit und die Farbe der Leinenfaser. Junge Pflanzen ergeben weichere Fasern als ältere bereits verholzte Flachspflanzen. Garne aus Leinen können auch im ungefärbten Zustand verschiedene Farbschattierungen von Ocker über grünlich bis Silbergrau erhalten.

Dies macht die Leinenfasern für die Garnherstellung attraktiv und ermöglichen es uns, Ihnen eine breite und interessante Palette an Leinengarnen anzubieten. Die Leinenfasern, welche wir für unsere Garne verwenden, wachsen in Nordfrankreich, Litauen und Belgien. Werfen Sie einen Blick auf unser kleines, aber feines Leinensortiment: Mit CREALINO und LINO bieten wir Ihnen zwei 100 % Leinengarne an; einmal als Zwirn und einmal als Maschengarn. PRIDE und LINELLO überzeugen daneben als lockere Zwirne aus Leinen und Baumwolle.

 

 

Leinengarne sind optisch sehr schön anzusehen! Wegen ihrer fehlenden Elastizität sind sie zum Verarbeiten jedoch nicht immer die einfachsten Garne. Wenn Sie gerne mit Leinen stricken und häkeln möchten, jedoch etwas Hilfe benötigen, lesen Sie gerne unseren Blogbeitrag mit             TIPS ZUM STRICKEN MIT LEINEN.

 

 

Quellen

Hessnatur, Leinen https://www.hessnatur.com/magazin/textillexikon/leinen/ (aufgerufen am 1.9.22).

Material-Archiv, Leinen https://materialarchiv.ch/de/ma:material_693/?q=Leinen (aufgerufen am 15.04.24).

Linificio 2024, www.linificio.it/en/linen-yarn/ (aufgerufen am 19.04.24).

 

 

 

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